Zweimal Lutz van Dijk in der Aula

Fotos: Kn

Itzehoe – „Wenn genug Leute eine Idee tei­len, ge­lingt es“, gab Lutz van Dijk der Ober­stufe der Kaiser-­Karl-­Schule (KKS) zum Ab­schluss seiner Le­sung mit auf den Weg. Der Ber­liner His­toriker und Autor, der seit 1997 in Süd­afrika lebt und dort ein AIDS-­Hilfe-­Projekt für ver­waiste Kinder und Jugendliche aufgebaut hat, berichtete vom Leben in einem „township“, einer 30.000 Ein­wohner zäh­lenden Wohn­siedlung für die arme far­bige  Be­völ­kerung am Rande Kap­stadts. Van Dijk hat „Hokisa“ mit seinen Ersatz­familien, in denen je­weils zehn Er­wachsene 20 Kinder be­treuen, als Pilot­projekt vor 15 Jahren ge­gründet. Süd­afrika hatte da­mals noch Medi­kamente gegen AIDS ver­boten und HIV-­In­fizierte konn­ten nur il­legal be­handelt werden. Bis heute ist es mit täg­lich 500-AIDS-Toten das Land mit der höchsten Infektions­rate. Hokisa finan­ziert sich vor allem mit van Dijks Buch- und Lesungs­honoraren sowie über viele deutsche und hol­ländische Schulen als Spon­soren.

Der Autor veranschaulichte den Jugendl­ichen – wie schon am Vor­abend bei einer Le­sung in der Buch­handlung Heymann - die schwie­rigen sozialen Ver­hält­nisse mit den Schick­salen aus seiner „Familie“. So hat bei­spiels­weise der heute 23-jährige Mbu Maloni nach dem tra­gischen Tod seines Freundes die Hoff­nung wieder­ge­funden, indem er seine Trauer­rede zu dem Buch „Niemand wird mich töten“ er­weiterte. Van Dijk stellte auch weitere Bücher und Fil­me zum Thema Afrika vor, faszinierte sein Publikum aber vor allem mit seiner packenden Art zu erzählen. Mit vielen Sprach­bei­spielen von Lettisch über Türkisch und Persisch bis zu Schwedisch,  wie sie in der KKS-Schülerschaft vertreten sind, und den fremden Klicklauten des süd­afrika­nischen Xhosa ver­mittelte er: „Wenn man in der Fremde Freunde findet, kann man es überall schaffen.“

Mit dem neunten Jahrgang der KKS sprach er in­tensiv über das authen­tische Schick­sal eines pol­nischen Juden­jungen, der sich 1941 in einen jungen öster­reichischen Be­satzungs­soldaten ver­liebte und wegen dieser ver­bo­tenen Liebe ins KZ kam. Stefan K. überlebte und über­mittelte im hohen Alter sein Schicksal über Lutz van Dijks Buch „Verdammt starke Liebe“, das in viele Sprachen über­setzt wurde und zu dem nun auch der Brief­band „Endlich den Mut…“ erschienen ist.  Den neunten Klas­sen wünschte der Autor, der von ihnen mit viel Bei­fall verab­schiedet wurde, „viel Liebe im Leben, egal wem sie gilt!“

Lutz van Dijk kehrt nun nach der sechs­wöchigen Lese­reise durch Deutsch­land und Holland zu „seinen 20 Kindern“ zurück. Er nimmt viele Fra­gen und Unter­stützungs­angebote der KKS-Schülerinnen und Schüler mit in den süd­afri­kanischen Winter, der dem nord­deutschen Sommer gleicht, wie er etwas fröstelnd schmunzelnd fest­stellte.

Kn

Zurück